Die Kirche in Gülzowshof

Die Kirche aus dem Jahr 1900, ist die dritte an diesem Ort. Das Loitzer Bederegister schreibt 1343 das Lehen der Kirche der Familie von Bilow zu. Seit der Reformation gehörte es dem Herzog, bis es mit der Patronaltsaufhebung dem Landesherren zukam. „Aus der Matrikel wissen wir, dass sie anstatt des Gewölbes einen bretternen Boden sowie einen anscheinend mächtigen Turm hatte“, der 1694 einstürzte. 


Der damalige Bauentwurf für die „frühe neugotische Kirche" scheint mit dem „Entwurf für die Kirche von Groß-Neudorf verwandt zu sein“, dessen Planverfasser August Soller auch „für den Entwurf für die evangelische Kirche in Zingst auf Tafel 60 (Abb.233.1) und den Entwurf für die katholische Kirche in Görlitz auf Tafel 60- (Abb.161.1.) verantwortlich ist. 


Jana Olschewski berichtet darüber in „Der evangelische Kirchenbau im preußischen Regierungsbezirk Stralsund 1815 bis 1932“ und über dessen Unterschiede zur gebauten Kirche in Gülzowshof, die zum Beispiel zu Wasserschäden bei Regen geführt hätten. 1842 bis 1845 wurde eine neue Kirche gebaut. Leider erwies sich die Bausubstanz als nicht sonderlich standfest, weshalb diese im Laufe der Zeit so baufällig geworden war, dass Kirchgänger fern blieben und sie letztlich am 02.04.1898 polizeilich gesperrt wurde.


Die heutige Kirche ist 1898-1900 im neogotischen Stil erbaut worden. Im Ostgiebel findet sich ein farbenprächtiges Fenster mit der Darstellung des auferstandenen Christus. Seit 1997 verfügt die Kirche wieder über ein Geläut mit drei Glocken. 


Die Orgel und das Gestühl stammen jedoch aus dem Vorgängerbau. Beinhaltete der ausgehende Schriftverkehr des damaligen Pastors vor dem Neubau den Gebäudezustand, sind es später zusätzlich die finanziellen Mittel. Der Entwurf für die Kirche geht wohl auf den Kreisbauinspektor Willert zurück, der gegen den Abriss der alten Kirche war. 


Die Kirche ist bis heute von ihrer Ausmalung her in ihrem Ursprungszustand und von daher ein besonders schönes Exemplar neogotischer Baukunst.

Decke / Dach

Das Dach des Kirchenraumes der 1998 abgebrochenen Kirche war mit „einer satteldachförmigen – durch Hänge- und Sprengwerk verstärkten -, Balkendecke mit sichtbarerer Konstruktion und Decken-Casetten ausgestattet. 


„Drei Strebebögen unter der Decke in got(h)ischen Formen“ waren zusätzlich Merkmale „einer recht aufwändigen Konstruktion“. Heute ist ein hölzernes Tonnengewölbe zu sehen.

Altar und Ausstattung

„Der Altarraum lag um vier Stufen erhöht“„Der hölzerne Altaraufsatz wurde 1995 durch ein schlichtes Holzkreuz ersetzt.“


Eine von vielen sich im Besitz der Gemeine befindenden Bibeln ist die Altarbibel. „Die Heilige Schrift. Nach D. Martin Luthers Übersetzung. Mit 30 Vollbildern in Lichtdruck zum Alten Testament nach berühmten Meistern und 15 Vollbildern aus dem Leben Jesu von Heinrich Hofmann. Mit einer Familienchronik, Leipzig, I.I Heinrichs`sche Buchhandlung.


1892.“ Die von der Kaiserin Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig- Holstein-Sonderburg-Augustenburg geschenkte Altarbibel mit Widmung wurde zur Weihe der neuen Kirche (05.04.1900) übergeben.


Eine Dankschreibung erwähnt einen 1949 Abendmahlskelch, der 17cm hoch, aus Messing, schwer versilbert, von geschenkten silbernen Geldmünzen gegossen worden sei.

Kanzel

Ursprünglich stand die Kanzeltreppe im Altarraum, und die Kanzel war vor diesem plaziert.


Mitte der 50er Jahre wurde die Kanzel umgesetzt: Sie rückte nach rechts an die Südseite des Kirchenschiffs und war somit etwas niedriger und dichter an der Gemeinde.

Fenster

Die Buntfenster waren beim Bau der Kirche von der Kreisbauinspektion nicht vorgesehen und die königliche Regierung lehnte die Mehrkosten in Höhe von 276,00 Mark ab. 


„Da der Gemeindekirchenrat aber bunte Fenster und eine gute Ausschmückung der Kirche für wünschenswert hält, wurde beschlossen, die Mehrkosten selbst zu beschaffen.“ Die Firma Müller in Quedlinburg fertigte die Fenster mit „Musterverbleiung“ an. 


Die Bunt-, Portal- und Altarfenster wurden im Dezember 1994, ein Jahr nachdem Fenster beim Sturm zu Bruch gegangen waren, erneuert.

„Das Oberlicht des Westportals war im Entwurf für Groß Neudorf als – eine einem Kreis eingeschriebene – Kreuzblume, in Gülzowshof in Form eines Radfensters (1090) gestaltet.

Das Geläut (Uhr und Glocken)

Es befinden sich insgesamt drei Glocken im Turm. Vor dem Kirchenneubau 1900 befanden sich zwei in Glockenstuhl auf dem Friedhof. Die größere Glocke von 140Kg ist heute nicht mehr zu sehen, sie wurde mit der „großen Glocke in Düvier (aus dem Jahre 1813) 1917 zu Kriegszwecken abgeliefert“. Beide Glocken waren aus Bronze“


  • Die kleinste Glocke weist eine Prägung von 1465 auf und wird in der Matrikel von 1691 erwähnt „daß Marketender (Händler mit Kantinenwaren, die früher die Truppe ins Manöver oder ins Feld begleiteten) die Glocken von Gülzow nach Rostock gebracht hätten. Jetzt wäre nur noch eine Glocke im Turm, von deren Herkunft man aber nichts wisse.
  • Aus einer aus der Gemeinde Voigtdorf, Kreis Hirschberg 1922 erworbenen 317 Kg schweren Bronzeglocke wurden 3 Ersatzglocken für die Kirche in Gülzow, die Kapelle in Düvier und den Friedhof in Zarnekla gegossen und im Herbst 1923 eingeweiht.
  • 1945 wurde die Arbeitsglocke vom Schoß entfernt und in die Gülzower Kirche installiert.
  • 1997 erhält die Evangelische Kirche Gülzowshof zwei neue Glocken. Am 3.Advent 1997 wurden diese zum Gottesdienst eingeweiht. Die größere Glocke wiegt 350 Kg, die kleinere 130 Kg.

Die Uhr mit einem Werk des Meisters J. F. Weule wurde am 20. August 1922 eingeweiht und 1947 generalüberholt, 2015 wurde das Ziffernblatt restauriert und die Uhr wieder in Stand gesetzt.


 Seither wird sie ein mal wöchentlich über zwei Stahlseile aufgezogen.

Orgel und Gestühl

Diese Balken betrieben ursprünglich den Blasebalg der Orgel. Eine Firma aus Rochlitz ersparte seit 1969 der bälgertretenden Person die Arbeit und baute nach einer Reparatur und Reinigung der Orgel ein elektrisches Gebläse ein.


Die Orgel selbst ist älter als die Kirche. Sie wurde aus der vorherigen Kirche übernommen, 1947 generalüberholt. Eine Rechnung von Juni 1899 an den Gemeindekirchenrat in Höhe von 84,00 Mark dokumentiert den Abbruch und Transport. 


Der Orgelbaumeister Stütz aus Stralsund kommt am 03.04.1900 zur Reparatur „und bemerkt, daß der Organist an St. Jacobi in Stralsund in seinem Atest vom 7.2.1900 festgehalten hat, „daß die Orgel sich in jeder Hinsicht in einem guten Zustande befand.“


Auch die Bänke wurden aus der vorherigen Kirche übernommen. „Abgesehen von der Orgelempore waren laut Projekt auf acht Fuß breiten Emporen an den beiden Längsseiten mit je drei Bankreihen Plätze für 192 Personen und zu beiden Seiten des fünf Fuß breiten Mittelganges im Schiff neunzehn Bänke mit insgesamt 43 Sitzplätzen angeordnet.“

Gedenktafeln
Karl Friedrich von Hagenow
Die Tafel wurde 19.10.1997 zum 200 jährigen Jubiläum aufgehängt. Karl Friedrich von
Hagenow ist 19.01.1797 auf Gut Langenfelde, „als Sohn des dortigen Rittergutsbesitzers“
geboren, 18.10.1865 in Greifswald gestorben. Er war Geologe, Gutsbesitzer und
Paläontologe. Seine Mutter Maria Mentz war die Tochter des Teritialgutsbesitzers Mentz in
Nielitz, die ihm im Dezember 1844 das Tertialgut Nielitz vererbte, welches seit dem Beginn
der Schwedenzeit 1630 bis zum Verkauf 1934 des letzten Besitzers Gustav von Hagenow
(Gutsbesitzer in Langenfelde) im Besitz der Familie war. Nach dem Studium in Greifswald
für Mathematik, Technologie und Landwirtschaft, lernte er während der Lehre in der
Landwirtschaft die ersten Hünengräber kennen, denen er später eine vielfache
naturwissenschaftliche und geschichtliche Forschungsarbeit widmete, nachdem er 1823
seinem Gut Poggenhof bei Schalprode auf Rügen aufgab und mit des Pastoren Tochter
Elisabeth Karoline Hennings aus Ahrenshaben bei Damgarten nach Loitz zog.

Arno Franke
„Im März 1950 wurde Arno Franke aus Nielitz *1914 - + 1950 mit sechs weiteren Personen
vom russischen Geheimdienst NKWD verhaftet und später in Moskau hingerichtet. Weitere
25 Personen aus dieser Region wurden in diesem Zusammenhang zu langjährigen Haftstrafen
verurteil. 1996 wurden die Verurteilten durch die Militärhauptstaatsanwaltschaft
rehabilitiert.“ „Die Todeskandidaten wie Arno Franke und Gerhard Priesemann werden nach
Moskau deportiert. Etwa drei Monate verbringen sie in dem berüchtigten Moskauer
Gefängnis Botyrka, bis sie eines Nachts in einen dunklen, schmutzigen Keller gebracht und
erschossen werden. Ihre Leichen werden eingeäschert und in einem Massengrab auf dem
Donskoje-Friedhof verscharrt.“ „Um die Schuld der Angeklagten zu beweisen, werden die
unter Druck entstandenen Verhörprotokolle verlesen.“
2016 spendete sein Sohn den Gedenkstein, der links neben der Kirche zu finden ist.
Share by: